Blog: Meine Reise nach Kona-Teil 4
Ein Monkey in seinem natürlichen Lebensraum
Wenn ein Monkey die Möglichkeit hat, von morgens bis abends sich frei zu bewegen und seinen Bewegungstrieb voll und ganz ausleben zu dürfen, dann bezeichnet man das im allgemeinen Fachjargon als Trainingslager...
Es war mal wieder so weit, als Radguide für meinen alten Trainer Jörg von Jorge Sports ging es für 2 Wochen nach Mallorca und während hier der Winter nochmal Vollgas gegeben hat war die Vorfreude noch größer endlich ins Warme zu kommen. Die Bedingungen hier haben auch meine tolle Quote ruiniert, ich hab es den ganzen Winter über geschafft nicht ein einziges mal aufs Laufband zum Laufen zu gehen :-P
So denn 2 Wochen Schwimmen, Radeln, Laufen, Essen, Schlafen ohne an irgendetwas anderes denken zu müssen - ein Traum. Für einen wie mich, jemanden der immer noch eine Schippe drauf packen kann herrlich. Das gilt nicht nur für die Trainingsumfänge, sondern auch die Teller am Buffet ;) Das Camp war speziell für Athleten gedacht, die sich aktuell auf eine Langdistanz vorbereiten, dementsprechend waren die Inhalte und Umfänge für die Woche geplant - passt ja wunderbar! Passt also auch, dass ich die starken Radgruppen anleiten durfte - und auch wenn die Vorbereitung bis dato eine glatte 1 bekommt war es in Summe doch eine ganz schöne Herausforderung. Da waren nicht nur tolle Charakteren mit unterwegs, sondern auch wirklich fitte!
Trainingslager ist immer eine schöne Zeit - natürlich aufgrund der Tatsache jede Menge Zeit zur Ausübung des Sports zu haben. Das ganze auch ohne die typischen, Rahmenbedingungen mit denen man daheim konfrontiert ist. Alles ist rein aufs sporteln ausgerichtet. Der Blick auf die Uhr ist nur dadurch bestimmt, damit man pünktlich zur nächsten Trainingsverabredung erscheint. Das Training in der Gruppe, ob Schwimmen, Radeln oder Laufen... Stets mit Sportsfreunden umgeben zu sein die genauso ticken wie man selbst ist einfach nur cool. Normalerweise hält man sich ja gerne mit all den Sportsthemen im Alltag zurück, auch wenn das persönliche Umfeld so ungefähr weiß, was man da eigentlich so Tag für Tag treibt. Aber im "natürlichen Lebensraum" kann man sich voll und ganz ausleben. Sei es das leidliche Rollentraining über den Winter, fachsimpeln über verschiedenste Themen, die persönlichen Ziele eines jeden oder lustige Anekdoten die jeder zu erzählen hat...
Aber unterschätzen darf man die Phase des Trainingslagers absolut nicht. Je nachdem wie viel man in der Zeit davor trainiert hat, hier versetzt man sich in einen Ausnahmezustand. Man verdoppelt quasi die Trainingsumfänge und das muss man erstmal wegstecken. Von daher ist ganz besonders darauf zu achten, wie man mit Intensitäten umgeht. Die meiste Zeit sollte man sich in SEINEM persönlichen GA1 Rahmen bewegen. Intensitäten sind natürlich erlaubt, seien es kurze Bergintervalle um die maximale Sauerstoffaufnahme zu verbessern, oder kurze Sprintphasen um den Puls mal nach oben zu bringen. Ich persönlich war mehr als froh, als nach 3 Trainingstagen der erste Erholungstag anstand, den man auch wirklich einhalten sollte! 3:1 ist auch eine typische Regel die man für Trainingslager anwendet - 3 Tage Belastung, 1 Tag Entlastung.
Und wie lautet das Fazit für jemanden der sich auf Kona vorbereitet? Ich denk die Zahlen sprechen erstmal für sich:
Schwimmen: 9 Stunden ; 26,3km
Rad: 39,5 Stunden; 930km
Laufen: 14 Stunden; 160km
Das Fazit ist grundsätzlich positiv, die Grundlage ist hervorragend! Ausdauer und Kraft passen. Selbst stundenlanges Radeln gegen den Wind wird bis zum Ende durchgezogen. Aber ich habe auch ganz deutliche Warnzeichen erhalten. Sei es mein Körper, der Nachts so sehr mit Regeneration beschäftigt war, dass die Nächte recht unruhig waren. Oder der Zustand am Ende der zwei Wochen, im Prinzip hat es sich angefühlt wie Krankheit, aber der Körper (Immunsystem) war einfach nur am Ende mit seinen Grenzen. Aber ich habe auch nochmal richtig Respekt vor dem Projekt Langdistanz auf Kona erhalten. Ist man mit totaler Vorfreude auf jede Menge Training gestartet, tritt nach 2 Wochen eine mentale Müdigkeit ein. Es kostet Konzentration sich aus der Müdigkeit aufzuraffen und sich auf den Sport zu konzentrieren - ganz unabhängig von den Intensitäten.
Aber genau darin liegt die Kunst! Wir treiben das Ganze, weil es uns Spaß macht und wir es wollen! Irgendwann kommt der Moment, an dem die Disziplin einem aushelfen muss, aber bitte nur für einen begrenzten Zeitraum. Versteht mich aber nicht falsch, wenn man auf dem Rad sitzt, die Sonne scheint und man hat den ständigen Meerblick zu seiner Linken - wer denkt da noch an Training?
By the way: Ist schon geil wenn man in Strava die eine oder andere Bestenliste anführt ;) Schnell mal einen Screenshot davon machen...
Auf die Wadeln!