Meine Reise nach Kona - Teil 7
„Gar net so schlecht..."
Es ist nun Anfang Juni und für alle Triathleten beginnt jetzt eigentlich die coolste Zeit. Nach vielen Monaten vor sich hintrainieren haben die meisten nun ihre ersten Wettkämpfe hinter sich. Das erste mal so richtig austesten, was man über die vielen Monate, Woche für Woche geübt hat. Das Tapering, die Aufregung vor dem Wettkampf, dann endlich mal volles Rohr und in den Wettkampfmodus wechseln und am allerschönsten das Feiern mit den Freunden nach dem Rennen! Ich hoffe ihr seid alle gut und gesund gestartet!!!
Gleiches gilt quasi auch für mich :) Der Monat Mai war eigentlich irgendwie ein totaler nicht-Triathlon Monat. Es war eher nochmal Urlaub mit der Liebsten, viiiieeeel wandern, einfach draußen aktiv sein. Quasi in Bewegung bleiben und nochmal den Triathlonmodus der Monate zuvor resetten. Ist für den Kopf auch sehr gut gewesen, denn die Saison, bzw. Vorbereitungszeit bis Hawaii ist noch laaaang. Während bei vielen Freunden der (Langdistanz-) Höhepunkt in knapp einem Monat da ist, muss ich mich noch etwas Zurückhaltung üben. Das war eh bei der ganzen Saisonplanung immer wieder wichtig hervorzuholen. Die typische Triathlonsaison hat im Juli ihren Höhepunkt, das heißt die Kollegen haben zu der Zeit auch den Höhepunkt ihrer Form. Ich muss da quasi 3 Monate draufschlagen, was bedeutet für mich wäre jetzt quasi Monat März. Gefahr wäre ansonsten, wenn die Vorbereitung, die Saison über einen zu langen Zeitraum läuft, geht einem hinten raus einfach die Luft aus. Zum einen der konsequente Formaufbau, die Ausdauer und das Tempo, aber viel wichtiger die mentale Komponente. Das monatelange Fokussieren auf diesen einen Tag, der dann doch noch in so weiter Ferne liegt. Nicht, dass Ende August oder September dann der Trainingsrythmus nervt, man die Lust verliert oder der Körper sich nicht mehr gut genug regenerieren kann.
Aber zurück zum Saisonauftakt, es standen zwei olympische Distanzen (Klosterneuburg & Tulln) auf dem Plan. Beide Wettkämpfe bin ich aus dem Training heraus angegangen, sprich kein Tapering oder einhalten von Ruhephasen. Das hätte nicht viel geholfen (siehe den Abschnitt vorher) und aktuell bringt es Trainingstechnisch mehr. Dennoch sollte es auch mal einen Hinweis darauf geben, wo man selber aktuell mit seiner Leistung steht. Funktioniert die Trainingsgestaltung und der Plan, den ich verfolge meinen Vorstellungen? Geht das ganze in die richtige Richtung? Und die aller wichtigste Frage die ich mir bei fast allem stelle - wie passt das alles in Hinblick auf Kona? Und das Fazit ist gar net mal soooo schlecht :) Klar merkt man die fehlende Frische während des Rennens, speziell beim Rad haben mich meine lahmen Oberschenkel massivst genervt, aber man darf sich während des Rennens im Kopf einfach nicht zu sehr verrückt machen lassen. Beide Rennen liefen insgesamt mehr als gut, wobei mit dem Hintergedanken Hawaii Vorbereitung viele Komponenten auf dem Prüfstand stehen. Die Splitzeiten beider Rennen:
Kloburg: 23:33 ; 1:07:25 ; 37:50
Tulln: 24:28 ; 1:09:11 ; 37:33
Also eine gute Gelegenheit das Material und sich selber auf den Prüfstand zu stellen und selbstkritisch die Details zu analysieren:
Schwimmen: Kloburg mit, Tulln ohne Neo - voll zufrieden. Ich bin jetzt nicht der beste Schwimmer und meine klassische Schwäche beim Schwimmen hab ich ganz gut im Griff gehabt. Typisch beim Wettkampf ist das harte anschwimmen um möglichst früh eine gute Gruppe zu finden und den Wasserschatten zu nutzen. Normalerweise hab ich riesen Probleme damit vom Start weg Gas zu geben, nach 200m falle ich normalerweise in ein „Leistungsloch" und brauche einfach, um entsprechend den Motor zum Arbeiten zu bekommen. Bei beiden Rennen ging das recht gut, viel besser mit zunehmender Schwimmdistanz hab ich sogar einige überholen können. Das zeigt die (Kraft-)Ausdauer beim Schwimmen passt!
Rad: ARSCH!!! Ok, Erwartungshaltung hin oder her und ja die Beine waren nicht die frischesten, aber was früher mal meine Stärke war, ist nun meine Schwäche. Das Rad war definitiv die schwächste Disziplin und so hat es sich auch absolut angefühlt. Es fehlt einfach Druck und das Gefühl, dass man seine Leistung in die Pedale bekommt. Im Vergleich zur Konkurrenz hab ich hier viel an Boden verloren und die Gründe dafür? Vielfältig! Zusammengefasst, das Rad ist definitiv die Baustelle für die nächsten Monate. Es fehlt wohl an Kraft, aber irgendwie fühlt es sich auch an, als ob ich die Leistung auch nicht richtig in die Pedale bekomme. Sprich die Sitzposition ist auch eine Baustelle! Ich liege zwar richtig schön flach und aerodynamisch, aber die Kraftübertragung verpufft irgendwie...
Laufen: Einen Vorteil hat die schlechte Radperformance, die Beine sind bereit fürs Laufen! Und das lief bei beiden Rennen überragend! In Tulln bin ich persönliche neue Bestzeit auf 10k gelaufen und das trotz ordentlicher Mittagshitze. Wobei, gerne noch etwas heißer, ihr kennt ja die Bedingungen auf Hawaii :-P Aber was ich beim Rad verloren habe, konnte ich beim Laufen wieder wett machen. Und viel wertvoller ist das Gefühl, dass ich beim Laufen jeweils hatte. Die Energie und Kraft ist währenddessen nicht verloren gegangen, keine Müdigkeit, im Gegenteil - das Rennen hätte noch weiter gehen können. Ein sehr sehr gutes Zeichen für die Ausdauer und vor allem das intensive Krafttraining der letzten Monate.
In der Berufswelt reden wir immer gerne von der „Lessons learned", was hat gut/schlecht funktioniert, geht die Trainingsgestaltung in die richtige Richtung und wo müssen die Prioritäten für die nächste Zeit liegen? Welche offenen Fragen kann ich auf dem Weg nach Kona beantworten?
Schwimmen: Läuft, hier verfolge ich meinen Plan genau so weiter.
Rad: Baustelle! Der Fokus wird jetzt erstmal hierauf gelegt, sowohl was die Kraft angeht, aber auch das Material. Bzw. herausfinden, wie ich meine Sitzposition optimieren kann um das Potential besser auf die Pedale zu bekommen. In Hawaii spielt das Radfahren eine extrem wichtige Rolle, von daher kann man hier am meisten „gewinnen" oder verlieren.
Laufen: Hier kann ich ruhig paar Gänge zurückschalten und ins Rad investieren. Die Kombi aus Lauf- und Krafttraining hat für eine extrem gute Grundlage gesorgt und eine 3:45er Pace wird auf Hawaii keine Rolle spielen.
Zwei wertvolle Wettkämpfe die gezeigt haben, dass ich mich mit meinem Weg nach Kona in die richtige Richtung bewege. Es sind heuer noch 124 Tage, also noch JEDE MENGE ZEIT an den richtigen Schrauben zu drehen und sich auch in Geduld zu üben. Also bis zum nächsten Blog heißt es „Kette rechts!!!"