Der Sports Monkeys Triathlon Club

Meine Reise nach Kona - Teil 8

17. Juli 2018ca. 6 Minuten Lesezeit

Das Dilemma des einsamen Trainings

Seit dem Start der Hawaii Vorbereitungen sind bereits 157 Tage vergangen. Hört sich gut an, das Bergfest ist ja quasi schon etwas her. Training läuft weiterhin gut und im Großen und Ganzen bin ich - glaube ich zumindest - auf einem guten Weg den Ironman Hawaii zu überstehen.

Aber was heißt nun „das Dilemma des einsamen Trainings"? Man könnte den Titel auch „Triathlon für Berufstätige" bezeichnen, dieser ist aber schon ausgelutscht. Triathlon kann ein sehr zeitintensives Hobby sein, besonders wenn man auf die langen Distanzen gehen möchte. Mit 3 Sportarten und dem ganzen drum herum (Krafttraining, Regeneration, Ernährung, Material usw.) gibt es genug Themen, mit denen man sich von morgens bis abends beschäftigen könnte. Wären da nicht Familie, Freunde, Arbeit und irgendwo auch ein bisschen „nicht Triathlon" Leben.
Mein persönlicher Ausgangspunkt für den Triathlon Sport war ja ursprünglich recht simpel, einfach nur fitter werden. Mit den Jahren kamen aber neue Ziele dazu, ambitioniertere und auch solche, die eine gewisse Konsequenz erfordern. Eine Langdistanz oder die Teilnahme an einer 70.3 Weltmeisterschaft schüttelt man nicht einfach aus den Ärmeln, sondern hierzu muss man über einen langen Zeitraum kontinuierlich und gewissenhaft sein Programm verfolgen. Wie man dieses Programm gestaltet ist allerdings von der eigenen Persönlichkeit abhängig - welcher Typ ist man? Teilnehmen und finishen? Oder sich stetig weiterzuentwickeln, zu verbessern und herauszufinden was möglich ist?

Rückblickend wäre ersteres oftmals die bessere Einstellung gewesen, aber so einer bin ich nicht. Wenn ein Ziel gesteckt ist, wird der Plan entwickelt wie man möglichst effizient und erfolgreich dieses erreichen kann. Und Effizienz ist der kritische Faktor. Denn erfolgreich wird man, wenn man einen guten Trainingsplan hat und diesen über Monate hinweg kontinuierlich, gewissenhaft und ernsthaft verfolgt. Das kostet jede Menge Kraft (Körper & Geist), Aufmerksamkeit und Zeit. Also ist die Kernfrage, wie kriege ich das Programm in meinen Alltag integriert?
Wenn man meine letzten Artikel verfolgt hat, dürfte herausgekommen sein, dass ich sehr gerne plane ;) Ich mach mir sehr viele Gedanken, wie man alles unter einen Hut bekommt. Das heißt man geht von der maximalen Belastung aus und versucht diese zu organisieren. Familie, Arbeit, Sport.

Und nach nun einigen Jahren auf diesem Level, bzw. mit solchen sportlichen Zielen, hab ich das System „Wochenplanung David Hajduk" perfektioniert ;)

Wo, wie sporteln? Ich hab genau überlegt, wann kann ich wo, wie, welche Disziplin möglichst gut trainieren, ohne zu viel Zeit in Wegzeiten zu verlieren. Das Schwimmbad muss auf dem Weg zur Arbeit liegen, für das Radtraining hab ich daheim mein Spinning Rad, Laufen geht zum Glück ja immer und überall und die Muckibude liegt auch um die Ecke. Ziel ist, die täglichen Wege die man zurück legt, geschickt zu nutzen und möglichst wenig Zeit dafür zu verlieren.
Wann, wie sporteln? Wann kann ich welches Training am erfolgreichsten durchführen? Ist man eher der Frühsportler oder der Abend aktive? Zu welcher Tageszeit kann man lockere oder intensive Einheiten absolvieren? Für mich ist es jedes Mal ein Highlight, wenn ich um 6 Uhr morgens die Donau entlangfahre, die Sonne wärmt allmälich und man startet auf diese Weise in den Tag. Nach solch einer Morgeneinheit fühle ich mich immer großartig auf der Arbeit. Intervalle sind da aber noch nicht möglich. Dazu muss man entsprechend vorher gegessen haben, aber nach einem ganzen Tag im Büro fühlt sich oftmals alles recht zäh an... Da muss man seinen ganz persönlichen Dreh finden.
Letzter Part ist das Verhalten, welches man als viel trainierender Triathlet automatisch an den Tag legt. Man hat Verpflichtungen und man versucht seinen Sport möglichst ohne zu viele Reibungen in den Tag zu integrieren. Also ist trödeln, rum eiern verboten. Um wenigstens ein paar Freiräume zu haben, haben sich meine Fernsehzeiten auf ein Minimum reduziert. Man wird automatisch im Erledigen von Alltagsdingen sehr konsequent und effizient.

Das Ergebnis sind dann Trainingseinheiten, die genau auf meinen Alltag und Möglichkeiten abgestimmt sind. Im Laufe der Vorbereitung habe ich mir eine Wochenstruktur geschaffen, die es ermöglicht trotz vieler Stunden auf der Arbeit mein Trainingspensum zu platzieren, um die maximale sportliche Effizienz zu erreichen aber dennoch genug Zeit für das wahre Privatleben zu haben.
Das führt letztendlich zu dem angesprochenen Dilemma. Triathlon ist in erster Linie eine Einzelsportart, aber in der Gruppe macht es schlichtweg am meisten Spaß! Punkt. Der soziale Faktor ist enorm wichtig, um sich nicht total im Trainingsstrudel zu verlieren.

Jetzt kommt das „aber": Wo liegt für jeden die Priorität? Im Spaß am Training in der Gruppe oder in der Effizienz? Es dürfte offensichtlich sein, dass meine Entscheidung auf zweiteres gefallen ist. Einfach weil die Zeit mit der Familie so wertvoll ist. Es hat aber auch noch weitere Gründe. Nämlich finde jemanden, der genau zu deinen Trainingsfenstern ebenfalls Zeit hat und noch viel wichtiger, der ungefähr auf deinem Niveau unterwegs ist. Eine Radeinheit beim gemütlichen pedalieren setzt wenig Trainingsreize. Ein Lauf mit 5er Schnitt? Soll nicht gemein klingen, ist aber eher ein gemütliches „auslaufen". Um besser zu werden braucht es ein Tempo, welches auf deine Leistungsfähigkeit abgestimmt ist und am besten wäre es, wenn man einen guten Sparringspartner hat! Am besten jemand, der schneller ist als du und an den man sich immer wieder ran kämpfen muss.

Im letzten Blog schrieb ich über die bescheidene Performance auf dem Rad. Ich habe das beobachtet und einfach gemerkt, dass ich gerade beim Radeln mehr oder weniger vor mich her dümpel. Man radelt mit soliden Tempo durch schöne Landschaften, aber sich selbst darauf zu trimmen Gas zu geben funktioniert dauerhaft nur schlecht. Da haben mir Wattmessung etc. auch nicht geholfen. Wenn man Gedanken schweifen lässt, wird man automatisch langsamer.

Naja, jetzt sind es nur noch 3 Monate bis Hawaii und so schlecht funktioniert das System David Hajduk eigentlich nicht. Klar, ich würde liebend gerne ganz flexibel und spontan mich mit Sportsfreunden treffen, aber um mit minimalen Zeitaufwand das sportliche Maximum zu erreichen, braucht es diese Struktur.

In diesem Sinne, net rum eiern und ran an den Speck ;)

David Hajduk
geschrieben von David Hajduk

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