Der Sports Monkeys Triathlon Club

Meine Reise nach Kona-Teil 6

22. April 2018ca. 6 Minuten Lesezeit

VCM - Start in die Wettkampfsaison

heute stand der Vienna City Marathon auf dem Programm. Der erste Wettkampf der Saison für mich und eine erste richtige Gelegenheit herauszufinden, wo man tatsächlich steht. Wie sich der Körper und Trainingszustand aktuell anfühlt hab ich im vorigen Blog etwas beschrieben, den mentalen Part hab ich bewusst außen vor gelassen. Die Idee war eine Fortsetzung zu schreiben und genau auf das Thema einzugehen, aber nach heute hab ich das Bedürfnis spontan etwas umzugestalten :)
Ursprünglich sollte der Titel lauten „Die Frage nach dem WARUM?". Nachdem es im letzten Blog um die momentane, körperliche Verfassung ging wollte ich auf das mentale eingehen. Man investiert so unheimlich viel in diesen Sport, steht unter der Woche um 5 Uhr morgens auf um vor der Arbeit sein Training durchzuziehen, diszipliniert sich in vielerlei Hinsicht und für was? Ist nicht so, dass man Geld verdient oder man den Invest in irgendeiner monetären oder materiellen Form zurückgezahlt bekommt. Im Gegenteil, ganz nüchtern betrachtet ist es ein Hobby, welches aber ein Niveau erreicht hat - wo es mit gesundem Menschenverstand nicht nachvollziehbar ist, warum man das macht!?
Also warum? Wie lautet meine Antwort darauf? Auch dazu hole ich vorher etwas aus ;) Die Vorbereitungen auf Hawaii sind schon zu quasi 35% abgeschlossen und die ursprüngliche Euphorie weicht dem Trainingsalltag - alles voll okay. Aber man merkt natürlich, wie man immer besser in Form kommt. Da kommt solch ein Wettkampf wie heute doppelt gut. Nicht nur als erster Test, sondern als Abwechslung zum Trainingsalltag. Die Routine, die Planung für ein effizientes Training, das macht auch müde - und da kommt dann die Frage nach dem „warum". Was hat man davon, wenn man sich Tag für Tag aufs neue antreibt? Diese Frage lähmt einen schon hin und wieder, mich hat es in den letzten Wochen recht müde gemacht. Man zieht das Training voller Disziplin und mit dem großen Plan vor Augen durch, aber eine erste Trainingsmüdigkeit kam schon auf. Wenn man den Sport aber schon eine Weile betreibt und sich selbst kennt, weiß man, dass das auch gerne nur Momentaufnahmen sind. Von daher cool bleiben, alles easy! Der erste Wettkampf kommt und der wird dir schon die Antwort auf das „warum" geben. Denn eines hab ich über die Jahre gelernt, Kopf und Körper sind zwei separat zu betrachtende Komponenten. Wenn der eine nicht mag, kann der andere kompensieren, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Also Training kann körperlich gut laufen, aber das volle Potential kommt erst rum, wenn der Kopf mitspielt.
Also Wettkampf!!! Ich weiß, ich bin die totale Wettkampfsau, von daher lässt man sich von den vorigen Gedanken nicht beeinflussen. Die gehören ab und zu mal dazu, ignorieren sollte man sie aber nicht vollends. Wettkampf ist schon ein geiler Modus, die Anspannung, die Gedanken über eventuelle Strategien und einfach mal alles in einen Topf hauen und „ballern". Schon vom Start weg war ich froh endlich mal wieder in den Modus zu wechseln und aus dem Trainingsalltag raus zu kommen. Gepaart mit dem guten Gefühl aus dem Training zuvor war das Ziel dementsprechend gesteckt... Lief eine Zeit lang auch echt gut, und da kommt einem schon während dem Wettkampf folgende Frage: Wie soll es danach weitergehen? Die Grundlage ist echt gut und man weiß einfach, dass da noch bis Oktober einiges möglich ist. Also wie soll das Ziel für Oktober aussehen? Solide und kontinuierlich weiter trainieren oder wirklich mal schauen was geht? Bis zum Halbmarathon ist man natürlich arg angefixt, es lief großartig und der Saft war voll da - also wollen wir das Jahr dementsprechend fortsetzen? Aber „warum"? Es ist einfach ein geiles Gefühl, wenn man diese unheimliche Power im Körper spürt, wenn man Geschwindigkeit spürt und die Stimmung am Streckenrad so überragend ist wie heute.
Doch dann kam irgendwann der Absturz von Wolke 7 - der Mann mit dem Hammer :) Plan für heute war eine neue persönliche Bestzeit von 2:57, was sehr lange voll nach Plan lief. Aber die äußeren Bedingungen hab es einfach nicht zugelassen. 2 Stunden lang lief es wunderbar, aber danach ging gefühlt kaum noch was. Ich könnte jetzt auch nichts Konkretes sagen, warum mir dermaßen der Saft ausging. Die erste richtige Hitze für dieses Jahr war dann doch einfach zu viel. Ist am Ende auch net schlimm, ist halt einfach mal so.
Aber die letzte Stunde vom Marathon fliegen die Gedanken immer hin und her. Es tut alles weh und man will einfach nur ans Ziel. In meinem Falle flogen die Gedanken sehr häufig mal kurz nach Hawaii. Heute waren es „nur" an die 30°C - ein Witz! Man konnte recht viel im Schatten laufen und so komisch das klingt, aber es war „nur" ein Marathon. Hawaii wir eine ganz andere Hausnummer und vor allem nochmal klimatisch ganz andere Bedingungen.
Also 2 Fragen - sind nach dem Zieleinlauf offen: Wie kann man das Training in unserer Region darauf ausrichten, um sich halbwegs auf die Bedingungen in Hawaii vorzubereiten? Denn eines ist klar, du kannst hier extrem gut performen, aber das alles zählt auf der anderen Seite der Welt nicht. Du musst mit den Bedingungen vor Ort irgendwie zurechtkommen! Und zweitens die Frage, welche Ambitionen hat man für das kommende Training? Wie sehr hat das heutige Marathon gepusht?
Darauf kann ich aktuell noch nicht so richtig eine Antwort geben. Die lässige Monkeys Runde heute Nachmittag hat sehr zum Nachdenken angeregt, vor allem die Worte unseres Silberrückens Rudi. Denn er hat es ziemlich gut auf den Punkt gebracht: Man kann hier auf Top Performance trainieren, die Intervalle für jede Disziplin immer weiter ausbauen, aber ob das Zielführend ist? So komisch das klingt, aber man muss es schaffen so gut wie möglich zu funktionieren. Komm zurecht mit den Temperaturen, schaff es die Nahrungsaufnahme entsprechend zu gestalten... Denn die beste Pace hilft dir am Ende nichts, wenn der Tank leer ist und du nichts mehr nachfüllen kannst.
In diesem Sinne, ein unheimlich schöner Tag, aber auch einer zum Reflektieren!
Ach ja und womit kann man am besten „reflektieren"? Prost an Alle!

David Hajduk
geschrieben von David Hajduk

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