You are an IRONMAN!

11. Juli 2019ca. 8 Minuten Lesezeit

Der Kalender zeigte uns den 7 Juli 2019 an. Ein Tag wie jeder andere? Nein, von wegen. Es war ein ganz besonderer Tag. Der Ironman Austria 2019 in Klagenfurt stand an. Drei Affen hatten einen Traum, den sie sich verwirklichen wollten. Alexandra Hahn, Wolfgang List und ich bildeten heuer das Monkeys Team für die Österreichischen Meisterschaften über die Langdistanz.

Der Morgen brach an und das Gefühl der Anspannung, welches sich in den letzten Tagen stetig gesteigert hatte, fand in diesen Stunden seinen Höhepunkt.
Zum Glück war eine große Schar an Affen zur Unterstützung mitgereist. Ein Faktor, der unglaublich motivierend war und uns zugleich auch die Sicherheit gab nicht alleine zu sein in diesem Meer an Menschen. Das Credo „Wir Affen sind eine Gemeinschaft“ kam hier voll zum Tragen.

Der heiße Juni zeigte seine Wirkung. Die Sonnenstrahlen brachten den Wörthersee zum Brodeln. Mit einer Temperatur um die 26 Grad war wohl jeder Badegast im Strandbad zufrieden. Für uns drei bedeutete es aber, dass wir den Neopren Anzug in der Tasche lassen konnten. Alex und Wolfgang hatten mit dieser Tatsache kein Problem, ich jedoch wusste, dass meine Schwimmzeit dadurch nicht besser werden würde.

Aber wir Triathleten sind flexibel und so stellen wir uns immer wieder auf neue Gegebenheiten ein. Ob es das Reglement betrifft, oder aber auch die äußeren Umstände, sprich das Wetter.

Tja und das Wetter zeigte sich an diesem Morgen von seiner besten Seite. Die Sonne lachte uns ins Gesicht und der Wind war kein Thema. Die Wetterfrösche prognostizierten jedoch für den Nachmittag ein Gewitter. Podersdorf Langdistanz 2018 kam in Erinnerung. Ich dachte zwar daran, versuchte es aber auszublenden.
Nach einem Kurzbesuch am Campingplatz bei der Monkeys Außenstelle Klagenfurt, wo uns Rudi, Matthias, Gerald und Ralph schon entgegenlachten, ging es weiter zum Strandbad. Der Countdown lief und wir wussten: Jetzt ist es soweit! Gerald und Ralph begleiteten uns noch bis zum Seeufer, wo wir uns dankend und herzlich von ihnen verabschiedeten. Nun gab es kein Zurück mehr.

Das Schwimmen

Und so lag er nun vor uns, der Wörthersee mit seinem glasklaren Wasser. Die Startgruppen waren je nach Schwimmzeit eingeteilt. Die Profis durften den ersten Knall der Startkanone zum Start ins Wasser in Empfang nehmen. Danach knallte es noch einmal für uns Age-Grouper. Wolfgang war aufgrund seiner angepeilten Schwimmzeit schon im Wasser, als es dann um 7:30 Uhr für Alex und mich los ging. Gleichzeitig sprangen wir in das Abenteuer Ironman. Man kennt die Bilder aus dem Fernsehen, doch plötzlich selbst ein Teil davon zu sein, ist einfach etwas unglaublich Schönes. Und so bahnte sich jeder von uns dreien seinen individuellen Weg durch den wunderschönen Wörthersee. Die Wasserqualität von Österreichs Seen ist beeindruckend und zeigt in welch schönem Land wir leben.

Beim Zurückschwimmen in Richtung Lendkanal blinzelte uns die Sonne stetig ins Gesicht. Die Sicht war dadurch etwas eingeschränkt, aber jeder von uns erreichte den Lendkanal, in dem die Sicht unter Wasser etwas trüber war. Der letzte Kilometer lag vor uns und an beiden Ufern standen die Menschen Spalier für uns Athleten. Trotz der Ohrstöpsel in und der Badehaube über den Ohren war der Jubel und die begeisterten Anfeuerungsrufe der Leute zu hören. In dieser Menge stach - sehr gut sichtbar - die Monkeys Fahne heraus und um diese scharrte sich eine große Anzahl an Affen, die uns lautstark in Richtung Schwimmausstieg brüllten.

Das Radfahren

Raus aus dem Wasser und ab zur Wechselzone, wo schon das Rad seit Samstagabend auf uns wartete. 180 Kilometer lagen vor uns und das Wetter hielt noch durch. So ging es durch das wunderschöne Kärntner Land. Die ersten 90 Kilometer beinhalteten den neuen Streckenabschnitt, welcher durch das Fahren auf der Schnellstraße S37 seine Charakteristik bekommt. Hier kann man schon ordentlich Gas geben und doch dabei auch die Seele baumeln lassen, weil es nur lange geradeaus geht. Als die ersten 90 Kilometer absolviert waren, ging es wieder vorbei an einer treu wartenden Affenbande. Mit dabei ein riesiges Banner mit einem unmissverständlichen Leitspruch: „Keine Gnade für die Wade!” Ich denke, diesen Spruch haben wir Folge geleistet. Nun war der zweite - der altbewährte Streckenabschnitt - zu bewältigen. Hier sind der Ribnighügel und der Rupertiberg die wahren Kriterien. Von den Höhenmetern her, der anspruchsvollere Teil der Radstrecke. Auch wunderschön die Sicht bei Egg auf den Faakersee, welcher mit seinem türkis schimmernden Wasser, förmlich zum Eintauchen einlädt. Doch für uns ging es weiter und am Himmel zeichneten sich schon die ersten tiefschwarzen Wolken ab.

Abwärts wieder zurück nach Rosegg ging es weiter in Richtung Schiefling am See. Tja und dann meinte es Petrus mit uns dreien weniger gut. Der Wind frischte merkbar auf und die ersten Blitze waren am Himmel zu sehen. Jetzt sollte sich die Vorhersage der Wetterfrösche bestätigen. Die Sonne sagte Tschüss und von nun an öffnete der Himmel seine Schleusen. Wir drei - verteilt auf der Strecke - bekamen nun das volle Programm an Wasser ab und dies obwohl das Schwimmen ja schon längst hinter uns gelegen war. Die Sicht war getrübt und die Straße glich einem Bach. Vom Helm lief das Wasser über und unter die Brille und zugleich wünschte ich mir kleine Scheibenwischer, die ich dann auf Intervall-Vollgas stellen könnte. Doch da es solch eine Brille bekanntlich noch nicht gibt, mussten wir versuchen zwischen den Regentropfen durchzuschauen. Aber auch das schlimmste Wetter hat ein Ende und so ging es den Rupertiberg hoch, wo leider kein Mensch mehr zu sehen war. Das letzte Stück war dann von Kälteschüben geprägt, welche die Kombination aus nasser Kleidung und Fahrtwind hervorrief. Doch letztendlich alles egal, wir waren froh, sturzfrei in der Wechselzone angekommen zu sein.

Das Laufen

Das Rad war auf seinem Platz und die Laufschuhe geschnürt, von nun an konnte uns kein technischer Defekt mehr etwas anhaben. Das Schreckgespenst eines jeden Triathleten blieb uns zum Glück erspart. Jetzt galt es einen Fuß vor den anderen zu setzen und dabei lockere Beine zu behalten. Die Stimmung an der Strecke war unglaublich. Als erstes raus aus der Wechselzone und hinein in den Europapark, wo schon eine Meute an Affen wartete. Das Gefühl zu wissen, da stehen jede Menge Leute, die man kennt, die einen unterstützen und anfeuern, ist schon sehr aufbauend und von daher auch sehr motivierend. Die Affenbande zurücklassend ging es hinaus nach Krumpendorf. Es waren ja zwei Runden zu absolvieren und von daher wussten wir, dass man das Ganze zweimal zu Gesicht bekommt. Was mental gesehen, schon eine Aufgabe ist. Die Sonne kam wieder hervor und zeigte sich gnädig. Denn sie gab uns ihre Wärme, aber ihre gnadenlose Hitze ersparte sie uns. Von nun an lief es einfach nurmehr gut für mich. Ich blieb frei von Krämpfen und konnte ein Tempo laufen, welches stets im grünen Bereich war. Immer wieder vorbei an tollen Monkeys, die sich für uns drei die Seele aus dem Leibe brüllten. So spulten wir Kilometer für Kilometer runter. Alex hatte nach ihrem Empfinden die ersten Kilometer zwar etwas schwere Beine, dies verflüchtigte sich aber baldigst und es galt wieder einmal das Prinzip: Der Motor einer Alex läuft und läuft und läuft. Wolfgang näherte sich ebenfalls dem Ziel. Der Magen machte ihm ein wenig zu schaffen, doch was kann einen 4-fachen Ironman schon aus der Ruhe bringen. Und so gab es für uns alle drei wohl kein Halten mehr. Jeder für sich und doch als Team der Monkeys erreichten wir das Ziel.
Die riesige Bühne, die kurzzeitig wegen des Unwetters geräumt werden musste, war wieder zahlreich besetzt. Aus den riesigen Lautsprechern ertönte fetzige Musik. Der Gang vorbei an der johlenden Menschenmasse glich einer Woge der Freude und des Glücks. Und da war er nun - jener Moment, den wir alle so sehr ersehnten. Das Gefühl, es geschafft zu haben. All die Last, die einem nun von den Schultern fällt. All die Emotionen, die einem begleiten. Vergessen sind die harten Trainings, die uns doch auch körperlich beanspruchen, die wir aber dennoch mit Freude an der Sache machen. Es war vollbracht.

Der Moderator nahm uns in Empfang und er gab uns als Geschenk jene vier Worte, die wir alle so sehr ersehnten…

„YOU ARE AN IRONMAN“

Vielen Dank an die gesamte Affenbande und Danke euch beiden, Alex und Wolfgang, dass ich mit euch im Team sein durfte.

geschrieben von Alexander Hitz

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