Der Sports Monkeys Triathlon Club

Neusiedler See Radmarathon

3. Oktober 2021ca. 6 Minuten Lesezeit

Einmal rund um den Neusiedler See. 125km. 3. Oktober 2021. Hört sich doch nach einer guten Idee an, das Wettkampfjahr 2021 würdevoll zu beenden!

Glücklicherweise hegten Christoph Freyberger, Manuela Hofbauer, Simone Mahler, Ralph Christan Van Linthoudt und Roman Vetter denselben Gedanken und meldeten sich für den Radmarathon an, Manuela entschied sich dabei für die kurze Runde mit Bootsrückfahrt von Illmitz. Leider sagte sie am Vorabend ab, da eine wichtige Präsentation noch fertig werden musste. Schade, dass du nicht dabei warst, liebe Manuela! Während Ralph so gut wie direkt aus Innsbruck - mit kurzer Schlafpause zuhause - vom Cross Triathlon anreiste, traf ich schon am Vorabend in Begleitung meiner lieben Mama ein. Eine bessere Unterstützung gibt es wohl nicht!

Simone, Roman mit Familie und Christoph kamen am Sonntag frühmorgens nach Mörbisch und so trafen wir uns am 3. Oktober um 8 Uhr zu einem “Fototermin”, tauschten uns über das Rennen und unsere Erwartungen aus und besprachen die Strecke, um zu wissen, was uns erwartet. Reifen noch schnell aufpumpen, alles einstellen. 125km mit einer Steigung zu Beginn, einigen Hügelchen in Ungarn, langen flachen Strecken und einem hügeligen Abschnitt ab Neusiedl, der mit einem etwas stärkeren Anstieg bei Kilometer 117 gekrönt wird, warten nun auf uns. Klingt doch affengeil. Los geht’s!

Bereits auf den ersten Kurven durch Mörbisch sortierte sich das Feld neu, es gilt einen ziemlich langen Aufstieg durch die Stadt zu bewältigen, auf dem ich bereits einige Leute überholen konnte. Super, dachte ich mir, so kanns weitergehen, auch wenn ich alleine unterwegs bin! Bis kurz nach der ungarischen Grenze ging es mit immer steigendem Tempo alleine so weiter, bevor ich mich in einer Gruppe einordnete, die mich bis Kilometer 25 begleitete. Unruhige Straßen und einige Schlaglöcher machten den Rädern das Leben etwas schwerer, eine große Gruppe mir aber das Fahren leichter. Doch dann ein Schock: Einer meiner Reifen - verliert wieder einmal Luft! Stehen bleiben, Reifen aufpumpen, weiter geht’s. Dauert zwar ungefähr 5 Minuten, dafür bin ich sicher. Aber mein Puls ist nun außergewöhnlich hoch, ich bin nun wieder alleine unterwegs … doch ab und an gesellt sich Fredi aus Deutschland, der sein erstes Radrennen bestreitet, zu mir. Wir treffen uns im Laufe des Rennens immer wieder - spannend, wie sich Positionen ändern und wie oft man überholt und überholt wird! Wenige Kilometer später, gepeitscht durch den erstmals zuschlagenden Gegenwind, verliere ich noch meine Trinkflasche. Stehen bleiben, aufheben? Nein! Kostet nur Zeit! Auch ohne Wasser gehts - dabei ist mein Isogetränk schon so gut wie leer! Scheiße! Später berichtet mir Ralph, dass er Bekanntschaft mit der Flasche gemacht hat und er ihr knapp ausweichen konnte …

Bevor Simone und Ralph mich nach ungefähr 55 Kilometern einholen und mir ein alter Bekannter mit dem Hammerhaken etliche bösartige Signale gibt, dass er auch vor Radrennen keine Scheu hat, wechseln meine Gruppen, immer wieder fahre ich auch allein. Anstregend. Fordernd. Mühsam. Einige Kilometer mit Fredi, doch die Gruppe von Ralph und Simone mit ungefähr 40 Leuten war ein Glücksgriff: Alleine wärs wohl bald vorbei gewesen, ich war schon richtig fertig, nichts mehr zu trinken und der erste Riegel ist auch schon weg! Doch nun geht’s mit 40 km/h dahin, eine Zeit locker unter 4 Stunden ist wieder absolut machbar. Es geht leicht bergab, flaches Gelände, immer weiter Richtung Ziel. Wir blödeln auch ein bisschen, Simone rettet mich mit ihrer Wasserflasche, die sie mir gibt. Ralph fragt irgendwann, ob ich mir nicht einen Sturm oder Most holen will. Wann’s laft, donn lafts (Copyright: Rudi Nierlich)! Bis zum Kreisverkehr kurz nach Neusiedl, wo der böhige Gegenwind mit (laut Wetterbericht) bis zu 60 km/h endgültig einsetzt, schaut es perfekt aus, bei der Labestelle trinke ich noch Wasser … Aber ich verliere die Gruppe, bin nun wieder alleine. Ralph und Simone, mit denen ich gemeinsam ins Ziel fahren wollte, sind wieder weg. Ranfahren? Keine Chance. Gegenwind, heftiger Gegenwind - und es sind noch knapp 28 Kilometer zu fahren! Plötzlich ist der Mann mit dem Hammerhaken omnipräsent, er verfolgt mich, lässt mich nicht mehr los. Wie schüttle ich ihn ab? Kann ich ihm davonziehen? Wie werde ich ihn nur los?

Ein Kampf gegen den Südföhn beginnt, Beinschmerzen, Anstrengung, beginnende Krämpfe, Müdigkeit durch das Alleinefahren, der Mann mit dem Hammerhaken beginnt mich zu beherrschen. Energieriegel habe ich keine mehr, das Wasser ist auch wieder weg. Schimpftiraden, Schreie, wüste Parolen sind die Konsequenzen, meinem Ärger und dem Frust lasse ich freien Lauf. Ich schreie mich regelmäßig selbst an, manchmal so laut, dass sich Radfahrer 100 Meter vor mir umdrehen und den Kopf schütteln. Außenstehende müssen sich denken, was das nur für ein Trottel ist. Bei all jenen, die mich in dieser Stunde gesehen haben und meine Tiraden hören mussten, darf ich aufrichtigst entschuldigen - das war wohl der Wind, der hat meine Laune und die Zeit weggeblasen, denn plötzlich ist auch die 4-Stunden-Marke in Gefahr! Die Strecke ist auch noch hügelig, es folgt bei 117 Kilometern nochmals ein etwas längerer Anstieg! Wie soll das gehen - der Wind wird stärker, mein Bekannter schaut mir bösartigst über die Schultern!? Mehrfach bin ich schon kurz vorm Verzweifeln, habe mit den 4 Stunden abgeschlossen, meine Ausdrücke werden immer untragbarer. Irgendwie, mit allerletzten Kräften und vom Schreien schon etwas heiser, schaffe ich es dann doch noch unter vier Stunden ins Ziel, zum Schluss werde ich noch von Mama sowie Susi & Sarah Vetter ins Ziel getragen. Ihr seid spitze, tolle Motivatoren, vielen Dank! Auch Ralph & Simone erwarten mich schon im Ziel, Christoph und Roman folgen kurz nach mir - allesamt näher beisammen als gedacht.
Wir lachen zum Schluss, freuen uns alle über das Rennen, und beginnen schon von 2022 zu schwärmen. Spannende Rennen gibt’s auch dann wieder, Pläne gibt es genug. Aber jetzt einmal ein bissl durchschnaufen - Off Season.
See you next year!

Philipp Huppmann
geschrieben von Philipp Huppmann

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