Der Sports Monkeys Triathlon Club

6. Vienna Triathlon - Battle 2.0

12. September 2022ca. 6 Minuten Lesezeit

Ein Jahr vergangen. Einige Trainingsstunden hinter uns und wieder treffen wir uns vor der Wechselzone: „Bereit zum Verlieren?!“ muss ich mir von Philipp anhören. Aber ihn habe ich schon längst abgeschrieben. Gegen ihn habe ich eh keine Chance. Mein heutiges Battle heißt Patricia, eine (noch) nicht Monkey Freundin, gegen Tanja. Wechselplatz einrichten: Rad steht in der Pole-Position, so habe ich es gerne ????. Im Anschluss ein nettes Pläuschchen mit der Affen-Familie, tut echt gut alle wieder zu sehen. Wettkampfbesprechung und schnell in den Neo rein. Am Weg zum Wasser noch den Jungs alles Gute wünschen, die diesmal 5min vor den Damen starten dürfen, und dann muss auch ich schon ins Wasser. 3-2-1- los!

Swim
Diesmal starte ich in der Mitte, so schlecht bin ich ja auch wieder nicht, oder?? Die ersten 200m ein richtiges Getümmel im Wasser. Ich bin umgeben von Schwimmerinnen. Beine links, rechts, vorne, hinten..bitte nur keinen Tritt ins Gesicht! Im Zweifelsfall verzichte ich auf 3 Sekunden und bringe mich lieber in Sicherheit. Warum sind denn keine Damen mehr um mich herum?! Bin ich die letzte? So langsam bin ich doch gar nicht! Egal, Blick nach vorn, in der zweiten Runde schlag ich zurück. Vor dem ersten Brückenpfeiler sammelt sich wieder die Menge, einige BrustschwimmerInnen nehmen sich den Vorrang. Ich hole auf. Am Weg zur ersten Boje habe ich schon einige hinter mir gelassen. Schön, wie sie alle eingehen. Nur nicht zu früh freuen, hab ja doch noch mehr als die Hälfte vor mir. In die zweite Runde und ich überhole immer mehr Personen, jetzt sogar auch Männer. Am Brückenpfeiler herrscht wieder Chaos, ein Schlag ins Gesicht. Zähne sind noch ganz, ok weiter geht’s, dann eben einen weiteren Bogen als geplant, die hole ich mir eh wieder. Am Weg zur letzten Boje, werden einige überholt und der direkte Weg zum Schwimmausstieg eingeschlagen. Einer will meine Schwimmlinie queren. Na sicher nicht! Ein paar schnelle Kraulzüge und ihm wird klar, dass er lieber Abstand hält. Aus dem Wasser, Stufen rauf, Blick nach vorn und Umgebung aus. Ich höre nur ein motivierendes „Tanjaaaa“ von verschiedenen Seiten. Keine Zeit zum Schauen, ich muss Patricia schlagen. Neo aus, Schuhe an, Helm auf, Startnummer um, scheiße Patricia ist schon da, wie schnell war sie bitte?? Schnell das Rad geschnappt und los geht’s!

Bike
Ich weiß schon, ich darf meine Beine am Rad nicht überanstrengen, aber ich muss den Vorsprung ausbauen. Am Rad hat sie keine Chance, schon gar nicht bei Wind! Entspannte Position auf den Auflegern, 34km/h – das passt! So werden Runde für Runde abgespult. Klein machen beim Gegenwind, klappt gar nicht so schlecht! Immer noch 28km/h ist für den Wind (und für mich) echt gut. Auf Runde 3 erscheint Hanna vor mir, echt starke Leistung wieder von ihr! Auf in Runde vier, ein letztes Mal noch den dezenten Rückenwind ausnutzen, bevor es ungemütlich wird. Kurz vor der Wende ein Geschrei hinter mir. Was ist das denn? Schreit der mich an? Hab ich was falsch gemacht? Zwei Sekunden später düst Philipp an mir vorbei. Wie ist das möglich? Mit ihm habe ich gar nicht mehr gerechnet, aber gut. Dann würde ich sagen: The Battle is on! „Warst wieder Kaffee trinken in der WZ oder wo kommst du jetzt her?“ kann ich mir leider nicht verkneifen ihm nachzurufen. Und schon ist er weg. Ich quäle mich die letzten Kilometer gegen gefühlt 70km/h Wind. Bald bin ich „Zu Hause“, nur nicht aufgeben. Das Laufen wird lustig, wenn meine Beine jetzt schon tot sind.

Run
Runter vom Rad, Helm ab, Schuhe wechseln, Startnummer nach vorn und weiter geht’s! Ein bisschen Verpflegung nehme ich gerne und schon wieder ein Geschrei von hinten. „Warum bist du schon wieder hinter mir, was machst du nur ständig so lange in der Wechselzone, Philipp??“ „Jedes Jahr das gleiche mit uns“ sagt er. Ok, diesmal nur nicht abreißen, Tanja. Das Laufen hast du letzte Woche so schön geübt mit deinem Freund, also brav dem Philipp hinterher. Nach zwei Kilometern ist er immer noch in Sichtweite. Hanna hat uns schon längst überholt, habe auch nichts anderes erwartet ????. Und plötzlich ist Philipp weg. Wo ist er hin? Überholt habe ich ihn nicht, sprinten wird er jetzt auch nicht. Egal, konzentrier dich auf deine Pace. Bis jetzt schaut des guad aus! 200m später wieder Philipps Stimme von hinten, er schließt auf und wir laufen ein paar Meter zusammen. Beim Schwimmen ging es ihm leider nicht gut, tut mir wirklich leid! Aber wir sind immer noch im Rennen, Mitleid gibt’s erst im Ziel. „Ach übrigens, du bist 5min vor mir gestartet, also bin ich ein bisschen vor dir :P“ Ich könnte ihn echt noch schlagen, das wäre cool! Es geht an der zweiten Verpflegungsstation vorbei. Mein persönlicher Fan Club (Schwester und Freunde) steht bereit und ruft mir zu „Acht Minuten Vorsprung auf Patricia!!!“ Das höre ich gerne, aber sie ist eine schnelle Läuferin, das könnte sie noch aufholen, also schön die Pace halten und Philipp hinterher! In die zweite Runde, Philipp ist immer noch vor mir und bleibt plötzlich stehen. Er sieht nicht gut aus, oje! „Hast du Seitenstechen?“ „Nein, mir is schlecht!“ „Einmal kotzen und weiter geht’s.“ Soll ich stehen bleiben und mich um ihn kümmern? Aber ich muss Patricia schlagen! Ich schau im Ziel nach ihm, hoffentlich geht es ihm gleich wieder besser! Vorbei am Fan Club „Immer noch 7,5 Minuten Vorsprung, du schaffst das!“ Aber sicher bin ich mir noch nicht. Sie könnte noch aufholen, wenn sie will. Letzte Wende, Patricia nicht in Sicht. Jetzt muss ich grinsen. Ich hab’s echt geschafft! Und siehe da, Philipp ist wieder unterwegs, wie cool! Kurz vorm letzten Anstieg kommt mir Patricia entgegen und ruft mir ein „Gratuliere dir!“ zu. Jetzt kann ich meine Freude nicht mehr verbergen. Den Hügel rauf. Mein Fan Club jubelt mir zu. Die freuen sich fast mehr als ich. Mir kommen fast die Tränen, in wenigen Metern habe ich mein großes Ziel, auf das ich seit über einem Jahr hintrainiere, erreicht: Einmal vor meiner schnellen Freundin ins Ziel kommen! Sie hat mich zum Laufen gebracht und ein paar Jahre später zum Triathlon. Sie ist und war immer ein großes Vorbild für mich und ich habe mir immer gewünscht einmal mit ihr mithalten zu können. Heute ist es so weit! Ein Zielsprint über den orangen Teppich, die Monkeys toben und motivieren mich auf den letzten Metern – danke dafür! Jetzt ist es geschafft!
PB auf der olympischen Distanz um 9 Minuten verbessert und nicht nur Patricia, sondern auch Philipp hinter mir gelassen!
„Es steht 1:1. Nächstes Jahr hast du eh wieder keine Chance!“ verstummen die Worte von Philipp während ich mit Rad und Tasche zum Auto rolle.
Wir sehen uns 2023 wieder, wer zuletzt lacht, lacht am besten!

Tanja Wolner
geschrieben von Tanja Wolner

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