VICHY- Teil 2
Ein Wettkampf wie das echte Leben: meine 2024 Europe Triathlon Championships Vichy .
„Das wird jetzt ein bisschen unangenehm“, dachte ich noch, dann ein Mördersprint wo die Bronchen brennen und man Stunden später noch Blut schmeckt. Diese perfekte Aktivierung, wie sich noch zeigen wird, beim Umstieg in Frankfurt verdankte ich dem verspäteten Abflug in Wien. Leider konnte mein aufgegebenes Gepäck nicht mithalten. Wettkampfschuhe, offizieller Einteiler, Schwimmbrille und Affenbadehaube waren im Handgepäck, sowie ein Gel, kleine Monkeysflasche und Startnummerngurt, fünf Gummiringerl und eine frische Unterwäsche. Neo, Helm, Affengewand und Verpflegung im Koffer mit ungewisser Ankunft.
Immerhin überhaupt Anreise. Geschmeidiger Testwettkampf beim 1/8 Man hin oder her, ich hatte entschieden aufgrund der umständlichen und teuren Anreise mit Rad ohne Auto meine Teilnahme abzusagen, als in letzter Sekunde doch noch ein Leihrad bestätigt wurde. Die ad-hoc Wurzelbehandlung zwei Tage vor Anreise verlief dann auch gut genug.
Der arme Fahrer des Transferservices Lyon-Vichy war leider vom Pech verfolgt, so dass eine Salzburger Triathletenfamilie, ein türkischer TO und ich erheblich mehr Zeit miteinander verbrachten, als geplant. Aber wir kamen wohlbehalten und frohgemut an. Jedoch, nach 20 Uhr in Vichy noch etwas zu Essen zu bekommen, ist eine Herausforderung. Eine alte belegte Semmel, ein paar Cashews und Reiswaffeln aus dem Rucksack können so köstlich sein, wenn’s der Hunger reintreibt.
Tags drauf viel Spaß auf dem Wettkampfgelände beim Leute kennen lernen, Bekannte wieder treffen, Vorbereitungen und Check-in. Fürs flotte Wechselflutsch die Wettkampfschuhe statt mit der fehlenden Vaseline (im Koffer) mit dem Lippenfettstift (immer an der Frau) präpariert. Klemens' Radhelm geliehen bekommen, 1000 Dank dafür! Nach der Nationenparade dann doch den dringenden Wunsch nach was Gescheitem zu Essen, weil Start keine 12 Stunden später um 7:45 Uhr.
Und Klemens‘ Neo holen, den er mir nebst Helm (schon eingecheckt) großzügig angeboten hatte. Die Wassertemperatur war 16°C, ab 15,9°C ist laut ITU Regeln Neopflicht. Da standen Dani, Klemens und ich also wie weiland DÖF in der Költ′n und woatn auf a Taxi, oba es kummt net, kummt net, kummt net. Egal wie sehnsüchtig wir jedes vorbei fahrende Auto angeguckt haben. Woraufhin ich sehr dankbar war, nicht alleine als Frau, nachts, an der Straße, so dort zu stehen, was ja durchaus missverstanden werden könnte. Darauf Klemens goldener Tipp: Sag „Ich mach’s nur mit Neo!“ Hab ich dann auch (gemacht, nicht gesagt): gerade als ich nochmal beim Taxler anrufen wollte, ploppte eine Email auf, dass ein Kurier mit meinem Koffer jetzt in Vichy sei. Der hat uns dann freundlicherweise abgeholt und Heim gebracht. Das Kilo Erdäpfel aus dem Koffer war einmal mehr ein erklecklich Mahl.
7:30 Uhr Vorstartbereich in der Dämmerung, bei 14°C Luft- und 16°C Wassertemperatur haben alle aufs Einschwimmen verzichtet. 7:43 Uhr „Get in the water!“. 7:43 und eine Sekunde: Luft bleibt weg vor Kälte, Norseman ohne mich! 7:45 Uhr „On your marks! MÄÄÄÄÄG!“ und ab. Gegen die Kälte anschwimmen, auch wenn ich weiß, dass ich das Tempo nicht halten kann, trotzdem als fünfte aus dem Wasser, schneller Wechsel. Am Rad Pendelkurs die Dreier Führungsgruppe im Auge, die zwei folgenden Britinnen aufschließen lassen um belgisch zirkelnd schneller vorwärts zu kommen. Die Rechnung scheint aufzugehen, wir nähern uns an! Anfangs der zweiten von drei Runden plötzlich ein KLONK, Kette zwischen Rahmen und Kettenblatt verklemmt, rien ne va plus. Nach gut zwei Minuten beherzten Fluchens uns Reißens eine Aufholjagd, dabei Lutscherinnen eingesammelt, keine konnte oder wollte trotz mehrmaliger Aufforderung vorne mitarbeiten. Egal, Strecke und Geschwindigkeit genießen. Flotter zweiter Wechsel - mental note: Lippenfettstift flutscht, aber nicht ganz so gut wie Vaseline. Wird das Knie halten? Und ob! Beschwerdefrei den schnellsten Laufsplit der AK hingelegt mit Schlusssprint a la Frankfurter Flughafen, AK 6., ohne Rad Panne sicher AK 4.
Nur die Dame vor mir habe ich beim Schlusssprint um eine Sekunde nicht mehr erwischt – vielleicht hatte die auch so eine Mörderaktivierung bei der Anreise ;-)