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NIZZA Ironman Weltmeisterschaft

24. Oktober 2023ca. 5 Minuten Lesezeit

Rennbericht von Dr. Karl Kaudela

Nizza 10.09.23., 5h morgens klingelt der Wecker…
…endlich ist es soweit, Ironman Weltmeisterschaft, Raceday! 37 Jahre nach dem ersten Triathlon zu dem mich mein Freund Rudi Hummel mitgenommen hat und der mir damals schon vom „richtigen, wirklichen Triathlon“ vorgeschwärmt hat, dem Ironman. Ich weiß es noch wie heute, mein Freund Rudi hat mich damit infiziert und den Samen für diese damals völlig unvorstellbaren Distanzen gesät, nämlich 3,8km schwimmen, 180km am Rad und dann NOCH einen Marathon laufen. Das ist was Besonderes, das geht nicht einfach so, eine richtige Herausforderung, seit damals meine Vision, ein lang gehegtes Ziel dass mich immer motiviert hat. 2018 habe ich mich das erste mal qualifiziert, der Traum jedes ambitionierten Triathleten, Teilnahme bei der Weltmeisterschaft in Hawai, mega. Auf Anhieb Platz 13 trotz einiger Probleme. Da ist mehr drinnen waren meine ersten Gedanken, also noch einmal antreten, alles reinhauen, 2 Jahre intensive Vorbereitung. Die Quali war perfekt, erstmals Sieg in der AK in Klagenfurt Mitte Juni, und jetzt bin ich in Nizza, erstmalig Austragungsort der Ironman WM nach 43 mal in Hawai.

Nur einen Kaffee im Hotelzimmer und Kekse, den Rest des Tages nur flüssige Nahrung und Gels. Die Flaschen gefüllt und ab mit Renntasche und Neopren Schwimmanzug zum Startbereich. Was, heute Meerestemperatur 24,8°C ? Das gibt`s ja nicht denk ich, die ganze Woche waren es max 24°C und ich hab` fix mit Neopren gerechnet (ein Vorteil für schlechte Schwimmer wie ich einer bin, leider sehr schlecht sogar, für gute Techniker relativ egal), das kostet mich mindestens 10-15min auf der 3,8km Schwimmstrecke...nicht gut, aber was soll`s so ist das Leben! Und so war´s dann auch, ich verliere 25 min auf die Spitze in meiner Altersklasse, dabei hatte ich mir vorgenommen ganz vorne zu sein, ich will gewinnen! Eine Chance hatte ich schon in Ibiza am 10.Mai. Langdistanz Triathlon Weltmeisterschaft,
https://youtu.be/uk16I2yKakw
beim Schwimmen auch 25 min verloren, am Ende 2.Platz.

Heute will ich am Ende ganz vorne sein, Erster ist der Plan. Endlich auf`s Rad, ich liebe Radfahren, da bin ich wirklich stark, die Strecke hat`s in sich, die Härteste weltweit, 180km mit 2.444 Höhenmeter. Ich bin in meinem Element und rolle das Feld von hinten auf. Die langen Anstiege liegen mir und auf den Abfahrten bin ich eine Macht sagen meine Freunde, und ich bin einer der Schnellsten im Feld! Als 1.938èr von 2060 Startern kam ich aus dem Meer, und nach 6h 11min am Rad bin ich auf Platz 695 gesamt, 486 schnellste Radzeit und bereits zweiter in meiner AK! Da hab ich sie richtig „zersägt“ am Rad, voll einen rausgehaut, jetzt war ich wieder auf Kurs, yesss!

Ab in die Laufschuhe, nach 2km bin ich im Rythmus und die Beine sind gut. Es ist heiß, sehr heiß, und es ist hart. Ein Marathon nach 180km am Rad ist wirklich eine Herausforderung, vor allem wenn du schnell sein willst musst du voll fokussieren und richtig tief gehen, ab dem 1km auf Anschlag.....Das Tempo passt, die Hälfte geschafft, unter 2h, das ist gut, weiter so, ich komm dem 1 immer näher. Und das ist wieder der Spanier den ich schon in Ibiza vor mir hatte, was für ein Zufall... Aber was ist jetzt los? Bei km 23 beginnt sich im rechten Unterbauch ein Druck aufzubauen der mir den Atem und das Tempo raubt, verdammt, das wird ja immer ärger und ich kann mich nicht mehr gerade aufrichten. Was sagt der Arzt, schließlich bin ich ja einer. Leider ein klarer Fall von Kolik (=krampfartige Schmerzen) ist meine Diagnose, ein Königreich für 2 Buscopan, die würden mich jetzt retten können, aber wer hat das schon dabei...wo ist die nächste Apotheke?? ...Es hilft nichts, ich muss da durch, ich will da durch, ich will ins Ziel, aufgeben ist keine Option. Immer krummer und schiefer komme ich daher, es wird von Kilometer zu Kilometer schlimmer und die Zeit schmilzt dahin auf der heißen Strandpromenade in Nizza. Verdammt, so habe ich mir das nicht vorgestellt, die Beine wären super gut gewesen für einen Platz ganz vorne, aber jetzt kämpfe ich ums Durchkommen und muss auf den letzten Kilometern auch noch den 3 Platz abgeben. Nicht mal durchs Ziel komme ich aufrecht, denn da sind sonst alle Schmerzen wie weggeblasen. Ganz glücklich bin ich nicht, hätte besser laufen können. Aber ich hab`s geschafft, hab mich durchgebissen, nicht aufgegeben! Und mein Trost ist das Wissen dass beim Ironman die ersten 5 aufs Podium kommen und alle mit der gleichen Trophäe geehrt werden.

Am Podium bei der Ironman World Championship mit den 5 Besten der Welt, das ist in Ordnung, Zufriedenheit stellt sich ein. Und nach einer weiteren hart erarbeiteten Grenzerfahrung schmeckt dann das Bier besonders gut!!!


Zum Thema
https://tri.sportsmonkeys.at/news/2023/05/vizeweltmeister-triathlon-langdistanz/
https://tri.sportsmonkeys.at/news/2023/09/ironman-wm-nizza/
https://tri.sportsmonkeys.at/news/2023/09/nizza-ironman-wm/
https://www.sportschau.de/triathlon/bericht-inronman-nizza-100.html

Karl Kaudela
geschrieben von Karl Kaudela

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